Rekordjahr für CSDs – und für Angriffe: Die Pride-Saison 2025 in Deutschland

Die Pride-Saison 2025 stellte einen neuen Höchststand bei Christopher Street Days (CSDs) in Deutschland auf, doch auch die Zahl queerfeindlicher Übergriffe erreichte neue Rekorde. Analysen zeigen, dass sich die Sicherheitslage für LGBTQ+ Veranstaltungen regional unterscheidet und rechtsextreme Gegenaktionen eine neue Qualität erhalten.​

Mehr Veranstaltungen, mehr Störungen

Bundesweit fanden im Jahr 2025 insgesamt 245 CSD-Veranstaltungen statt – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. Nie zuvor engagierten sich so viele Menschen für Sichtbarkeit und Gleichstellung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Dennoch stieg die Zahl der registrierten Übergriffe und Störungen ebenfalls: Bei nahezu jedem zweiten Event kam es zu Vorfällen, und etwa die Hälfte davon wurde rechtsextremen Täter*innen zugeordnet. Besonders Ostdeutschland war betroffen: Hier kam es laut aktuellen Berichten bei zwei von drei CSDs zu Zwischenfällen, im Westen lag die Quote bei einem Drittel.amadeu-antonio-stiftung+3

Neue Strategien rechtsextremer Gruppen

Die Szene der extremen Rechten zeigte 2025 eine stärkere Professionalität in der Mobilisierung gegen CSDs. Gruppen wie Deutsche Jugend Voran, Elblandrevolte und Jung & Stark traten oft gemeinsam und medienwirksam auf. Die Nutzung einheitlicher Parolen und Online-Materialien, eine engere Koordination sowie gezielte Aktionen gegen Veranstaltungen markierten einen Wandel – auch wenn die absolute Zahl rechtsextremer Demonstrierender in manchen Städten rückläufig war.nd-aktuell+1

Gewalt, Bedrohungen und ihre Folgen

Die dokumentierten Vorfälle reichten von Sachbeschädigung, Beleidigungen und Hitlergrüßen über Hatespeech bis zu teils schweren körperlichen Angriffen: In Göttingen wurden etwa fünf Menschen durch einen Feuerwerkskörper verletzt, in Esslingen griff ein Anwohner mit einer Softair-Pistole Teilnehmende an. Auch Bedrohungen mit Messern, Übergriffe auf Journalist*innen und die komplette Absage einer Parade in Gelsenkirchen wegen akuter Gefährdung gehörten zur Realität. Eine Umfrage unter CSD-Besuchenden in Sachsen zeigt, dass etwa ein Drittel mindestens eine Person kennt, die aus Sicherheitsgründen nicht (mehr) an solchen Veranstaltungen teilnimmt.

Solidarität und Schutzkonzepte

Als Reaktion auf die Bedrohungslage wurde 2025 erstmals der „Regenbogenschutzfonds“ ins Leben gerufen, eine Initiative von Amadeu Antonio Stiftung und Campact mit insgesamt 100.000 Euro Fördervolumen. Ziel war es, insbesondere kleine und mittelgroße Veranstaltungen mit professionellen Sicherheitsdiensten, Awareness-Teams oder weiteren Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Insgesamt wurden 49 CSDs so gefördert, und auch Projekte wie Pride Soli Ride organisierten gemeinsame, sichere Anreisen für die Community.campact+3

Kontroversen und Debatten um Selbstschutz

Die Initiative CSD Verteidigen, die deutschlandweit gemeinsame Aktionen und Schutzkonzepte für CSDs etablierte, stieß in der Community auf kontroverse Reaktionen. Während einige Organisator*innen von positiven Erfahrungen berichten, kritisieren andere die Nähe zur internationalen Organisation Young Struggle und eine mangelnde Transparenz der Gruppierung. Hier spiegelt sich die Debatte um Strategien für Sicherheit und Schutz wider.kontrapolis+1

Antifaschistischer Protest und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Trotz der gestiegenen Bedrohungslage sind die CSDs in diesem Jahr politischer und antifaschistischer als zuvor. Viele Veranstaltungen stehen unter dem Motto Solidarität und Widerstand gegen Hass und Ausgrenzung; die größte CSD-Demo in Cottbus fand unmittelbar nach einem Brandanschlag auf ein queeres Zentrum statt. Die breite gesellschaftliche Unterstützung, neue Schutzkonzepte und das Engagement der Community zeigen, wie CSDs wichtige Impulse für eine offene Zivilgesellschaft setzen.amadeu-antonio-stiftung+1


Die Pride-Saison 2025 in Deutschland zeigt: Trotz wachsender Angriffe bleibt die Bewegung für Vielfalt und Akzeptanz lebendig – und gewinnt an gesellschaftlicher Relevanz.amadeu-antonio-stiftung+2

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195156.christopher-street-days-dem-hass-zum-trotz-die-pride-saison.html
  2. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/angriffe-auf-csds-erreichen-2025-rekordniveau-151491/
  3. https://taz.de/Bericht-der-Amadeu-Antonio-Stiftung/!6125291/
  4. https://www.tagesschau.de/inland/csd-angriffe-100.html
  5. https://www.campact.de/presse/mitteilung/20250606-pm-regenbogenschutzfonds-unterstuetzt-csd-organisatorinnen/
  6. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/regenbogenschutzfonds-138645/
  7. https://kontrapolis.info/16023/
  8. https://www.ipsos.com/de-de/lgbtq-umfrage-pride-month-2025
  9. https://campaigngermany.de/news/beitrag/950-pride-month-warum-dieses-jahr-weniger-marken-denn-je-die-regenbogenflagge-hissen.html
  10. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/im-visier-von-rechtsextremen-mehr-als-70-csds-in-2025-wurden-gestoert-145709/
  11. https://yougov.com/de-de/reports/49642-pride-month
  12. https://www.ipsos.com/de-ch/ipsos-pride-survey-2025
  13. https://www.tip-berlin.de/csd-verteidigen-interview-zunahme-queerfeindliche-angriffe/
  14. https://www.tip-berlin.de/stadtleben/queer/pride-month-2025-die-party-ist-vorbei/
  15. https://www.campact.de/presse/mitteilung/20250626-pm-200-000-menschen-fordern-regenbogenfahne-am-bundestag/
  16. https://radiocorax.de/die-strasse-gehoert-uns-im-gespraech-mit-csd-verteidigen/
  17. https://www.instagram.com/p/DPvYS1CAFoz/
  18. https://www.dw.com/de/angriffe-auf-csds-erreichen-in-deutschland-neuen-hoechststand-lgbtq-queer-rechtsextremismus-v3/a-74523748
  19. https://schwulissimo.de/neuigkeiten/angriffe-auf-csds-ueber-50-faelle-jedes-jahr
  20. https://taz.de/CSDs-trotzen-rechten-Angriffen/!6089007/